Was versteht man unter Nebennierenschwäche?

Unter einer Nebennierenschwäche versteht man eine Ermüdung der Nebennieren. Oft sind auch Begriffe wie Nebennierenerschöpfung oder Nebenniereninsuffizienz zu lesen. Es bedeutet nichts anderes, als eine Unterfunktion der Nebennieren, wobei es bei den einzelnen Begriffen trotzdem Unterschiede gibt. Betroffene leiden an einem Mangel an Nebennierenhormonen. Durch Dauerbelastung wie Stress kann es zu erschöpften Nebennieren kommen. 

  • Man fühlt sich müde und erschöpft. 
  • Man wird häufig krank und erholt sich nur schwer. 
  • Man fühlt sich öfter gestresst und neigt ev. dazu depressiv zu sein. 

Ähnliche Symptome haben eine Schilddrüsenunterfunktion, ein Burnout und noch andere Ursachen.

Bemerkung: Einige Autoren unterscheiden zwischen Nebennierenschwäche und Burnout, andere wiederum beschreiben ein Burnout als eine besondere Form, also eine Steigerung der Nebennierenschwäche.

Welche Aufgabe haben die Nebennieren?

Die Nebennieren liegen den Nieren auf und sind endokrine Drüsen. Sie geben also ihre Stoffe direkt ins Blut ab. Anatomisch kann man zwischen Nebennierenrinde und Nebennierenmark unterscheiden. In der Nebennierenrinde entstehen hauptsächlich Cortisol und Aldosteron. Im Nebennierenmark wird das Stresshormon Adrenalin gebildet. Deshalb sind die Nebennieren sehr wichtig zur Stressbewältigung.

Adrenalin dient zur Aufrechterhaltung des Kreislaufs in Stresssituationen. Es wirkt auf die Blutgefäße und bewirkt einen Blutdruckanstieg. Eine Überfunktion der Nebenniere sorgt deshalb für Bluthochdruck. Eine Unterfunktion der Nebenniere kann zu niedrigen Blutdruck und deshalb zu:

  • Schwindel, 
  • Schwarzwerden vor Augen, 
  • im Extremfall zu Ohnmachten aber auch zu 
  • Herzrasen 

führen. 

Aldosteron reguliert den Salz- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers über die Nieren.

Cortisol ist ein lebenswichtiges Stresshormon und wirkt bei vielen Stoffwechselprozessen. Es reguliert den Energieumsatz in beinahe jeder Körperzelle. Deshalb werden Blutzucker, Eiweißstoffwechsel, Immunsystem und der Knochenstoffwechsel dadurch beeinflusst. Eine Überfunktion kann zu Schlaflosigkeit, erhöhtem Blutzucker, Muskelschwäche, Hungergefühl, Steigerung der Infektionen und Knochenschwund führen. 

Eine Unterfunktion der Nebennieren kann verantwortlich sein für 

  • niedrigen Blutzucker, 
  • Natriummangel, 
  • Übelkeit, 
  • Müdigkeit, Erschöpfung, 
  • nächtlicher Toilettengang, 
  • Frösteln und 
  • selten Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen.

Die Nebennieren produzieren auch einen Teil des Sexualhormons Progesteron und Dehydroepiandrosteron (DHEA). Dabei handelt es sich um einen Ausgangsstoff für weibliche und männliche Sexualhormone. Besonders bei Frauen bewirkt ein DHEA-Mangel durch Nebennierenunterfunktion:

  • Hauttrockenheit, 
  • Verlust der Scham- und Achselbehaarung und 
  • selten Abnahme der Libido. 

Nebennierenschwäche: Verlauf und Symptome

Sind wir nun besonderem Stress ausgesetzt, konzentrieren sich die Nebennieren auf die Herstellung von Cortisol. Ist der Stress dauerhaft, lässt die Produktion von Cortisol, DHEA und Progesteron nach. Der Grund dafür ist, dass durch die dauerhafte Überbelastung die Nebennieren ermüden. Es besteht die Gefahr einer Nebennierenschwäche bzw. Nebennierenerschöpfung.

Der süddeutsche Gynäkologe und Hormonexperte Dr. Markus Windstoßer unterscheidet drei Phasen der Nebennierenerschöpfung:

  • Die Übertreibung
  • Die Erschöpfung
  • Die Verzweiflung
  1. Phase: Übertreibung – Die Nebennieren machen Überstunden 

In der Übertreibungsphase wird der Angriff auf die Gesundheit noch nicht bemerkt. Man fühlt sich noch nicht erschöpft. Die hohen Anforderungen in verschiedenen Lebensbereichen werden gemeistert. ABER:  die Nebennieren laufen auf Hochtouren. Der Cortisolspiegel ist dauerhaft erhöht. Erste Warnsignale sind :

  • hoher Blutdruck, Herzklopfen
  • Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen
  • Spannen in der Brust, Fibroadenome (gutartige Knoten der weibl. Brust), Myome
  • Prämenstruelles Syndrom, Überstarke Regelblutung
  • Gewichtszunahme im Bauchbereich
  • Übelkeit, Neigung zu Durchfall
  • Übermäßiges Schwitzen
  • Verschwommene Sicht
  1. Phase: Die Erschöpfung – der “Akku” ist leer

Diese Phase wird von einem zu niedrigen Cortisolspiegel dominiert. Am Morgen ist der Cortisolspiegel oft noch normal bis leicht erhöht, aber im Laufe des Vormittags fällt er rapide ab. Das führt dazu, dass Betroffene schon früh am Tag stark ermüdet sind und keine Energie mehr haben. Typisch für Menschen mit Cortisolmangel ist eine Kombination aus Schmerzempfindlichkeit wie Schmerzen in immer wieder wechselnden Regionen des Körpers, Müdigkeit (Burnout) und Stressintoleranz (Reizbarkeit). Die körperlichen Auswirkungen dieser Phase sind:

  • Allergien, Neurodermitis, Schuppenflechte
  • Asthma, Chronische Erkältungen
  • Pilzinfektionen, Blasenentzündungen
  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Gewichtszunahme, Reizdarm
  • Muskel- und Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Regelschmerzen und Zyklusstörungen
  • Reizbarkeit

Das irritierende daran ist, dass diese Anzeichen häufig nicht während der Zeit der höchsten Belastung auftreten, sondern am Wochenende oder im Urlaub. Der Grund dafür ist, dass die Nebennieren in der Stressphase ihr letztes geben. In der Entspannungsphase treten nun die Krankheiten auf, die sich angestaut haben. Die Nebennieren können nicht mehr.

  1. Phase: Die Verzweiflung – nichts geht mehr

In der Verzweiflungsphase sind die Nebennieren kaum noch fähig, die Menge an Stresshormonen auszuschütten, die zur Aufrechterhaltung von normalen Vorgängen im Körper notwendig ist. Entzündungsvorgänge können im Körper nicht mehr richtig abgewehrt werden. Die Gefahr des Ausbruchs von Autoimmunkrankheiten steigt. Auch 

  • Arthritis, 
  • schweres Asthma, 
  • Herzkrankheiten, 
  • Krebs, 
  • starkes Übergewicht und 
  • Sterilität 

sind typische Krankheiten die in dieser Phase häufig auftreten. Der Grund dafür ist das oft jahrelange Ignorieren der Warnsignale in den ersten beiden Phasen der Nebennierenerschöpfung.

Nebennierenschwäche kann zu Diabetes Typ-2 führen

Wenn beim Stress anfangs vermehrt Cortisol ausgeschüttet wird, muss auch mehr Insulin in der Bauchspeicheldrüse produziert werden. Das Insulin ist für die Regulation und Senkung der erhöhten Blutzuckerwerte zuständig. Das erhöhte Cortisol veranlasst die Leber mehr Glukose bereitzustellen, um den Blutzucker zu erhöhen. Ein Kreislauf beginnt. Wenn nun die Bauchspeicheldrüse ständig gegen den erhöhten Blutzuckerwert kämpfen und Insulin ausschütten muss, kann es zu einer Insulinresistenz kommen. Diabetes Typ-2 wäre die Folge. 

Nebennierenschwäche Test – richtige Diagnose

Die Nebennierenschwäche bzw. Nebennierenerschöpfung wird oft nicht richtig erkannt. Der Grund liegt häufig in ungeeigneten Untersuchungsmethoden. Die Erfassung des Cortisolspiegels über das Blut ist in diesem Falle wenig hilfreich. Cortisol wird zum Großteil in der 2. Hälfte der Nacht produziert. Deshalb ist bei einer Blutabnahme am Morgen der Cortisolspiegel oft normal oder leicht erhöht. Für eine präzise Diagnose ist neben eines Blutbildes und der Erhebung der Schilddrüsenwerte vor allem die Erstellung eines Cortisoltagesprofils zwingend notwendig. Dazu braucht es an einem ruhigen Tag drei bis vier Speichelproben. Der Stress ist auch laut der WHO die größte Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts. Die Nebennierenerschöpfung ist die schwerwiegendste Folge und Auslöser vieler Krankheiten. 

Was ist der Unterschied zwischen Nebennierenschwäche und Nebenniereninsuffizienz?

Nebennierenschwäche und Nebenniereninsuffizienz müssen voneinander unterschieden werden, damit man sie richtig behandeln kann. Eine Nebennierenschwäche oder Nebennierenerschöpfung kann in den meisten Fällen naturheilkundlich sehr gut behandelt werden. Bei einer Nebenniereninsuffizienz liegt eine Unterfunktion der Nebennieren dauerhaft vor. 

Gründe für die Nebenniereninsuffizienz können sein:

  • Autoimmunentzündung bei der Nierengewebe zerstört wird
  • Tumor
  • Einblutung
  • Infektion 

In diesen Fällen spricht man von einer primären Nebenniereninsuffizienz. Eine sekundäre Nebenniereninsuffizienz wird durch einen Ausfall der Hirnanhangdrüse verursacht. In den meisten Fällen ist hier eine Behandlung mit Hormonen nötig. 

Nebennierenschwäche als Nebenwirkung von Stress

Stress, vor allem andauernder Stress, wirkt sich nicht nur auf das seelische Gleichgewicht aus. Der Dauerstress schädigt auch die Organe und wirkt sich körperlich aus. Oft wird bei typischen Stresssymptomen wie Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme der Arzt oder Heilpraktiker konsultiert. Diese Symptome werden behandelt. Die Untersuchung, vor allem bei chronischer Erschöpfung, der Nebennierenfunktion wird oft nicht bedacht.

Risikogruppen für Nebennierenschwäche sind:

  • Alleinerziehende und Mütter ohne Unterstützung
  • Personen in unglücklichen Beziehungen
  • Personen die gemobbt werden
  • Personen die keine Freude an der Arbeit haben
  • Personen die Dauerstress in der Arbeit haben, Schichtarbeiter
  • Selbständige zu Beginn ihrer Tätigkeit
  • Personen, die sich nichts gönnen
  • Personen die regelmäßig Suchtmittel wie Alkohol, Nikotin, Beruhigungsmittel, Aufputschmittel (Kaffee) zu sich nehmen

Nebennierenschwäche: Cortisol Test kaufen

Es ist auch möglich, ein Cortisol Tagesprofil zu Hause zu erstellen. Hierzu ist ein Cortisol Test Kit nötig, dass es mittlerweile online bei verschiedenen Anbietern zu kaufen gibt. Je nach Ausführung sind 5 bis 7 Speichelproben über den Tag verteilt abzugeben. Danach schicken sie die Proben per Post in das zuständige Labor. Bereits 3 bis 4 Werktage später erhalten Sie Ihre Auswertung und Empfehlungen. Dieser Test ist ein guter Ausgangspunkt für ihre weitere Behandlung durch Ihren Arzt und/oder Homöopathen.

Nebennierenschwäche Therapie

  1. Einnahme von Aminosäuren, Vitaminen und Mikronährstoffen
    Am Anfang der Therapie wird mit der Einnahme von den fehlenden Aminosäuren, Vitaminen und weiteren wichtigen Mikronährstoffen begonnen, um aus der Erschöpfung und Schwäche wieder zurück zu finden. Wichtig dabei ist die Einnahme von Präparaten, die garantiert rein und frei von Farb-, Konservierungs- und technischen Hilfsmittel sind. Die optimale Dosierung und die Dauer der Einnahme ist entscheidend. 
  2. Richtige Ernährung bei Nebennierenschwäche

Die Ernährung spielt eine sehr wichtige Rolle bei einer Nebennierenerschöpfung. Trinken Sie viel Wasser und ungesüßten Tee. Grüner Tee ist sehr heilsam. Vermeiden Sie koffeinhaltige Getränke. Man kann auch zur Stärkung am Morgen gesalzene Gemüse-, oder Hühnerbrühe trinken. Das dient zum Ausgleich des bestehenden Natriummangels.

Zu vermeiden sind Fast Food und stark verarbeitete Lebensmittel. Auch Weißmehl haltige Lebensmittel, Süßigkeiten und getrocknetes Obst sowie kaliumreiches Obst wie Bananen, Datteln, Feigen, Rosinen, Grapefruit, sind zu vermeiden. Eine ausgewogene gesunde Ernährung mit Gemüse, Fisch, Nüsse, Körner, Samen (gekeimt). Wertvoll sind roter Paprika, Zucchini, Spinat, Sellerie und schwarze Oliven, Avocado, Hafer, Eier und Milchprodukte in Bioqualität. Wenn Lust auf Süßes besteht, ist man mit dunkler Schokolade, die mehr als 70 % Kakao-Anteil hat, gut versorgt. Sie enthält Antioxidantien und senkt den Cortisolspiegel.

  1. 3 bis 4 Mahlzeiten pro Tag: Frühstück ist wichtig!
    Bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel haben sich viele angewöhnt, mehrere Snacks, Süßes öfter zwischendurch zu essen. Das muss abgestellt werden. Es sollten bewusst drei bis vier Mahlzeiten am Tag gegessen werden. Das Frühstück ist hier besonders wichtig, da Fasten für den Körper Stress bedeutet und der Cortisolspiegel unnötig ansteigt. Der Blutzuckerspiegel sollte nicht zu großen Schwankungen unterliegen. Deshalb ist es wichtig, beim Frühstück auf qualitativ hochwertige Eiweiße und einer kleinen Menge an Kohlenhydraten zu achten. 
  1. Entspannung in den Alltag bringen

Um die Nebennieren wieder zu stärken, muss man ausreichend körperliche und seelische Entspannung in den Alltag bringen. Das ist oft nicht einfach, aber von enormer Wichtigkeit.

  1. Körperliche Bewegung
    Die regelmäßige körperliche Bewegung hilft den Körper und den Geist wieder in seine Balance zu bringen.